Stress

So kann Stress Diabetes verursachen

Die wachsende Belastung durch Diabetes stellt eine globale Gesundheitsherausforderung dar, die erhebliche Folgen für Krankheit und Unbehagen, Gesundheitskosten und den allgemeinen Verlust der wirtschaftlichen Produktivität hat. Prognosen zeigen, dass die globale Prävalenz von Diabetes weiter zunimmt, wobei Afrika mit einer alarmierenden Zunahme der Zahl konfrontiert ist.

Die Ursprünge dieser lähmenden Erkrankung sind multifaktoriell mit der Genetik und schlechten Lebensstilen, die sich inzwischen ziemlich gut als Hauptverantwortliche etabliert haben. Dieser Anstieg steht in engem Zusammenhang mit einer stärkeren Urbanisierung und der Annahme schädlicher Lebensstilentscheidungen, zu denen auch sitzende Verhaltensweisen, Rauchen und schlechte Ernährungsgewohnheiten gehören. In jüngster Zeit hat sich aber auch Stress als wichtiger Faktor für den Beginn von Diabetes herausgestellt und verdient daher eine gewisse Beachtung.

Psychosozialer Stress

Benjamin Franklins berühmtes Zitat „Zeit ist Geld“ liefert eine treffende Metapher, die das Problem der heutigen westlichen Gesellschaft mit dem wahrgenommenen Zeitmangel und dem fast täglich erlebten „mad rush“ beschreibt. Besorgniserregend ist, dass Zeitverschwendung (und Herzklopfen!) im Stau oder die Eile, die Kinder von der Schule abzuholen, psychosozialen Stress auslösen kann, der langfristig die Entwicklung von Diabetes auslösen kann.

Stress lässt sich am besten als eine hoch koordinierte physiologische Reaktion definieren, die vom Nervensystem vermittelt wird – gefolgt von entsprechenden Verhaltens- und Erkenntnisänderungen – als Reaktion auf Umweltprobleme. Diese Reaktion ermöglicht die Anpassung an eine sich ändernde Umgebung.

Umweltstressoren können physischer oder psychischer Natur sein, die jeweils auf bestimmte Bereiche des Nervensystems einwirken, um die Freisetzung von Stressmediatoren hervorzurufen, die helfen, das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen und das Wohlbefinden zu gewährleisten. Chronischer Stress stört jedoch mehrere Komponenten der Stressreaktion und dieser Stimulus wurde mit dem zukünftigen Auftreten von Diabetes in Verbindung gebracht.

Obwohl die Prävalenz von Stress je nach Land und Bevölkerung unterschiedlich ist, zeigen die verfügbaren Zahlen, dass die Entwicklungsländer am stärksten betroffen sind. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage wurden 74 Länder nach dem Stressniveau eingestuft, wobei der Schwerpunkt auf acht gleich gewichteten Variablen lag (Mordraten, Einkommensungleichheit, Korruptionswahrnehmung, Arbeitslosigkeit, städtische Luftverschmutzung, Lebenserwartung, Kaufkraft-Parität und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf).

Bemerkenswert ist, dass diese Informationen von globalen Organisationen wie dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, dem Internationalen Währungsfonds, der Central Intelligence Agency World Fact Book, Transparency International und der Weltgesundheitsorganisation zusammengestellt wurden. Diese Daten zeigten, dass die Entwicklungsländer die ersten 20 Plätze belegten, wobei Südafrika den ersten Platz als am stärksten gestresste Nation der Welt einnahm!

Sucht nach mobilen Geräten

Ist erhöhter Stress tatsächlich mit dem erhöhten Auftreten von Diabetes verbunden? Es gibt Studien, die den Zusammenhang zwischen größerem Stress und der Entwicklung von Diabetes unterstützen. So stellten die Forscher beispielsweise fest, dass Personen, die unter Arbeitsstress und/oder emotionalem Stress leiden, ein Mehrfaches der Wahrscheinlichkeit haben, Diabetes zu entwickeln, als Personen mit relativ geringerem Stress. Darüber hinaus sind frühkindliche Widrigkeiten, berufliche Belastung und verschiedene „negative“ Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Aggression, Wut, Feindseligkeit) mit Diabetes verbunden.

Eine weitere Sorge ist, dass sich psychischer Stress in relativ jungen Jahren manifestieren kann, was dieses Problem noch verschärft. Eine aktuelle Studie unserer Forschungsgruppe an der Stellenbosch University ergab zum Beispiel, dass eine südafrikanische Studentinnenkohorte relativ hohe Belastungen aufweist. Zur Unterstützung fanden einige Forscher heraus, dass eine geringe Belastbarkeit bei 18-jährigen Männern mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Diabetes verbunden ist, was darauf hindeutet, dass die Fähigkeit, mit Stress umzugehen, in diesem Fall eine wichtige Rolle spielt.

Der Übergang zu einem 24-7-Typ der Gesellschaft und die Sucht nach mobilen Geräten hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen (insbesondere Jugendliche) keinen ausreichenden Schlaf erhalten und einen gestörten zirkadianen Rhythmus aufweisen. Zusammengenommen treiben diese Faktoren die Stressreaktion an und erhöhen damit das Risiko für die Entwicklung von Diabetes.

Die Mechanismen, die Stress mit Diabetes verbinden, sind nach wie vor relativ unklar, beinhalten aber wahrscheinlich indirekte und direkte Wege. Zu den direkten Mechanismen gehört die Überreizung des sympathischen Nervensystems, die in diesen Prozess stark involviert ist. Einige Studien zeigen, dass Downstream-Effekte eine erhöhte Entzündung zusammen mit erhöhtem oxidativem Stress (eine Form der Schädigung von Zellen im Körper) beinhalten.

Beide Faktoren stehen in engem Zusammenhang mit dem Auftreten von Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Diabetes. Auf der indirekten Ebene können gestresste Menschen auch Depressionen entwickeln und dann ein gestörtes Ernährungsverhalten zeigen, z.B. erhöhter Konsum energiegeladener Lebensmittel und verminderte Mikronährstoffaufnahme. Hier können veränderte stressbedingte Ernährungsmuster in Verbindung mit einem niedrigeren Stoffwechsel später zum Auftreten von Übergewicht beitragen.